Die Ägypter nutzten ihn aufgrund seiner konservierenden Eigenschaften zur Mumifizierung ihrer Pharaonen und die Römer badeten in seinem Aufguss, um sich vor großen Schlachten innerlich zu stärken, auch wenn es ihnen bei den äußerst widerspenstigen Galliern nicht wirklich genützt hat… Du erinnerst dich? Asterix und Obelix? Ja, da konnte einem Römer schon angst und bang werden!
Die alten Griechen jedoch wussten auch um seine schleimlösende, antibakterielle und antiseptische Wirkung und setzten ihn als Heilpflanze ein. Die Germanen hingegen räucherten mit ihm in Raunächten ihre Wohnräume und Ställe aus, um böse Geister und andere Katastrophen wie zum Beispiel eine schlechte Ernte abzuwenden.
Und im Mittelalter steckte das hübsche Burgfräulein Brunhilde dem von ihr angebeteten Ritter und Galan Kunibert vor jedem wichtigen Wettkampf ein Sträußchen dieses Kraut, welches von Benediktiner-Mönchen auf ihrem Rückweg über die Alpen mitgebracht und in ihren Klostergärten kultiviert worden war, an seine glänzende Rüstung, damit es als Glücksbringer dienen konnte.
Thymian vulgaris: gekommen, um zu bleiben!
Der ursprünglich aus dem Mittelmeer stammende und zur Familie der Lippenblütler gehörende Thymian, dessen Name sich vom griechischen Thymos ableitet und soviel wie Mut oder auch Kraft bedeutet, ist in unseren Breitengraden auch als Gartenthymian, Kuttelkraut, echter Thymian oder auch römischer bzw. welscher Quendel bekannt.
Thymian, der hauptsächlich in der Türkei angebaut wird, ist eine mehrjährige, winterharte und recht anspruchslose Pflanze, die eine Wuchshöhe von bis zu 40 cm erreichen kann und mit deren dunkel- oder auch graugrünen Blättchen in Kombination mit den rosa- bis lilafarbenen Blüten ein tolles, ja fast schon idyllisches Bild abgibt – ob im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon.
Was vermutlich auch ein Grund war, weshalb das mediterrane Gewürz in Deutschland zunächst nur als nette Grabbeigabe genutzt wurde, bevor es sehr viel später seinen Weg in die Kochtöpfe der Haushalte und die Mägen derer Bewohner fand.
Ganz anders hingegen im Land der Feinschmecker: Die französischen Köche würzten schon im Mittelalter ihre Gerichte mit Thymian, der auch eine wichtige Rolle in den allseits bekannten Gewürzmischungen Fines Herbes, Bouquet Garni oder auch Herbes de Provence spielt – kein Wunder, sind Bohnenkraut, Majoran, Salbei und Rosmarin ja schon von Natur aus seine besten Freunde.
Thymian: Weniger ist mehr!
Sein intensiv duftendes Aroma und sein würziger, leicht herber und dezent an Majoran erinnernder Geschmack zeichnet den Thymian besonders aus, wobei seine Würzkraft – ganz gleich ob als Kraut, Blüte oder Blatt – in getrocknetem Zustand und während des Schmorens erst so richtig an Fahrt aufnimmt.
Auf Märkten, Fachgeschäften und auch im Supermarkt wird Thymian frisch, getrocknet und auch tiefgefroren angeboten, zumeist gerebelt oder grob zerkleinert, in seltenen Fällen auch schon mal gemahlen. Wer aber Wert auf biologischen Anbau legt und von den Öffnungszeiten der Geschäfte unabhängig sein möchte, der kann Thymian auch ganz leicht selbst anbauen.
Frisch geerntet hält er sich im Gemüsefach des Kühlschranks dann einige Tage und getrocknet bis zu drei Jahren, wenn er luftdicht verschlossen, dunkel und kühl gelagert wird. Also bitte nicht auf das selbst gebaute und über dem heimischen Herd hängende Gewürzregal stellen – was aber so oder so für alle getrockneten Gewürze und Kräuter gilt.
Mediterran ist nicht alles, kann er doch auch noch anders!
Was wären denn Gemüsesorten wie Tomaten, Auberginen, Paprika und Zucchini ohne Thymian? Oder auch zu Oliven und Knoblauch? Nichts, wenn wir ehrlich sind! Lebt doch die mediterrane Küche von Kräutern und Gewürzen wie dem Thymian, der hier als wahrer Geschmacksverstärker wirkt.
Ich kann gar nicht alles aufzählen, was durch Thymian den letzten Pfiff bekommt, aber generell ist zu sagen, dass Gemüse- und Pilzgerichte, Kartoffeln, Pasta und Hülsenfrüchte sowie Suppen, Eintöpfe und Soßen gern eine Verbindung mit Thymian eingehen.
Nicht zu vergessen ist, dass der Thymian aufgrund seiner verdauungsfördernden Eigenschaften auch nicht fehlen sollte, wenn es um fette und schwere Speisen geht, wie z. B. bei Schmorgerichten mit Schwein, Lamm oder Wild, in Pasteten, Terrinen und Ragouts oder auch an Muscheln und fetten Fisch – man denke nur an die Hamburger Aalsuppe, hmmm!
Selbst süße Desserts können vom Thymian profitieren, wenn im Sommer der Grill angeschmissen wird und sich süße Früchte wie Pfirsiche oder Nektarinen auf diesem wiederfinden.
Im Winter hingegen kann er als Tee aufgegossen nicht nur ein wahrer Genuss sein, sondern in seiner Funktion als Heilpflanze auch Erkältungsbeschwerden lindern – wie auch sein Verwandter, der Zitronenthymian.
Ein Gesandter im Dienste zweier Herren Länder,
Als der echte Thymian und der Feld-Thymian sich bei einem kurzen romantischen Stelldichein vereinigten, blieb dies nicht ohne Folgen: Kurze Zeit später wurde der gemeinsame Sohn mit dem Namen Zitronenthymian geboren, ein echter Naturhybride.
Der Zitronenthymian wird seit Mitte des 16. Jahrhunderts in Bauern- und Klostergärten angebaut und verströmt dank des enthaltenen Citrals und Geraniols einen Zitrus-Duft. Auch heute wird er noch gern als Zierpflanze in Gärten und auf Balkonen genutzt, nicht zuletzt auch aufgrund der hübsch anzuschauen gelben oder auch weißgrünen Blätter.
Zitronenthymian vereint den Geschmack des echten Thymians mit dem der Zitrone und passt besonders gut zu hellem Geflügel, Fisch und auch grünem Salat, der von einem selbst gemachten Zitronenthymian-Essig nur profitieren kann. Nicht zu vergessen all die anderen Gerichte, die auch schon der Thymian abrundet.
Besonders beliebt ist der Zitronenthymian aber in der von den Briten so heiß geliebten und zu gekochtem Lamm gereichten Minzsoße – ein Gericht, das wahrscheinlich kaum einer so liebt, der nicht in Großbritannien lebt.
Das Beste kommt immer zum Schluss
Du hast nun Lust, den erwähnten Zitronenthymian-Essig selbst zu testen? Nichts einfacher als das:
Nimm zwei bis drei Tassen Apfelessig mit einem Säuregehalt von min. 5 % und gib diesen mit einer Tasse getrocknetem Zitronenthymian (gerebelt, grob zerkleinert oder als Zweigbündel) in ein Gefäß, das du nun abgedeckt für mindestens einen Monat stehenlässt.
Damit du den selbst gemachten Essig nicht immer wieder neu ansetzen musst, entnimmst du einfach immer nur die benötigte Menge und gießt die restlichen Zutaten mit frischem Apfelessig auf.